Die Lehre der Sühne ist grundlegend für den christlichen Glauben. Doch aufgrund des Einflusses der Theorie der billigen Rechtfertigung (eine oberflächliche Gnade ohne echte Buße und wahre innere Veränderung) bei einigen traditionell-konservativen Pastoren ist die Gnade der Sühne aus dem Blickfeld vieler Menschen verschwunden. Viele verstehen sie lediglich theoretisch, ohne sie wirklich zu erfassen, wodurch ihre geistliche Kraft verloren geht. Folglich konnten falsche Lehren (Irrlehren) ihren Platz einnehmen. Deshalb bemühen wir uns, die Lehre der Sühne aus einer biblischen Perspektive fest zu verankern, um das Christentum zu seiner wahren Stellung zurückzuführen.
Alle Menschen haben gesündigt und daher brauchen alle die Gnade der Sühne zur Erlösung. Die entscheidende Frage ist: Wo ist unsere Sünde verzeichnet, und wie kann sie gereinigt werden?
Die Bibel gibt uns darauf eine Antwort:
„Die Sünde Judas ist mit eisernem Griffel geschrieben, mit diamantener Spitze eingegraben auf die Tafel ihres Herzens und auf die Hörner ihrer Altäre.“ (Jeremia 17:1)
Dieser Vers zeigt, dass die Sünde sowohl auf die Tafel des Herzens als auch auf die Hörner des Altars eingeschrieben ist.
Aber was hat die Sünde Judas mit uns zu tun?
Die Bibel bezeugt, dass unser Herr aus dem Stamm Juda stammt (Hebräer 7:14).
Außerdem steht über den Namen Jesu geschrieben:
„Er wird sein Volk von ihren Sünden erlösen.“ (Matthäus 1:21)
Daher muss man zum Stamm Juda gehören, um durch Jesus Erlösung zu empfangen.
Die Bibel stellt jedoch klar, dass diejenigen, die zu Christus gehören, im geistlichen Sinne Nachkommen Abrahams sind.
„Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben.“ (Galater 3:29)
Zudem ist nicht der ein Jude, der es äußerlich ist, sondern derjenige, der eine wahre innere Veränderung erfahren hat.
„Nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist.“ (Römer 2:28-29)
Daher bedeutet „die Sünde Judas“ aus geistlicher Perspektive tatsächlich unsere eigene Sünde.
Die Sünde ist in unseren Herzen und an den vier Hörnern des Altars eingraviert. Doch es gibt einen Weg zur Reinigung der Sünde. In 3. Mose 17:11 sagt Gott: „Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf dem Altar gegeben, um Sühnung für eure Seelen zu erwirken; denn das Blut ist es, das Sühnung bewirkt durch das Leben.“ Ebenso steht in Hebräer 9:22: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.“
In 3. Mose 16 hat Gott eine Methode zur Sühne festgelegt. Der Hohepriester opfert zuerst einen jungen Stier und einen Ziegenbock, trägt ihr Blut auf die vier Hörner des Altars auf und sprengt es siebenmal darauf, um den Altar zu reinigen. Dies bedeutet, dass der Lohn der Sünde der Tod ist, und das Vergießen von Blut stellt die stellvertretende Strafe für den Sünder dar.
Dann legt der Hohepriester seine Hände auf den Kopf der lebenden Ziege (den Sündenbock), bekennt die Sünden des ganzen Volkes über sie und sendet sie in die Wüste. Dies symbolisiert, dass die Ziege die Sünden des Volkes auf sich nimmt und sie in eine verlassene Gegend trägt.
Dieses Sühnopfer weist auf das endgültige Opfer Jesu Christi hin. Durch Sein vergossenes Blut hat Er unsere Sünden vollständig und für immer gesühnt.
Heute folgen wir nicht mehr der alttestamentlichen Methode zur Sündenreinigung, weil sie nur ein Schatten der kommenden Wirklichkeit war. Das Blut von Stieren und Böcken konnte die Sünden nicht vollständig entfernen; es war lediglich ein Vorausbild auf die zukünftigen guten Dinge (Hebräer 10:1-4).
Was ist also die Wirklichkeit hinter diesem Schatten? Es ist Jesus Christus (Hebräer 10:9-10).
Jesus ist das Lamm Gottes, das unsere Sünden trägt.
Sündenbock (Azazel): Johannes 1:29 „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“
Passahlamm: 1 Korinther 5:7 „Denn auch unser Passahlamm, Christus, ist für uns geschlachtet worden.“
Sühnopfer (Versöhnungsopfer): Römer 3:25 „Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, das wirksam wird durch den Glauben an sein Blut. Damit hat Gott seine Gerechtigkeit erwiesen, indem er die früher begangenen Sünden in seiner Geduld ertrug.“
Lösegeld: Markus 10:45 „Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.“
Daher waren die Sühneopfer des Alten Testaments ein Vorausbild auf das Opfer Jesu Christi, der durch das einmalige Vergießen seines Blutes unsere Sünden vollkommen gesühnt hat.
Ein Opfer, das Gott dargebracht wird, muss ohne Makel sein. Jesus war ohne Sünde (Hebräer 4:15, 1 Johannes 3:5, 2 Korinther 5:21) und war wie ein makelloses und fleckenloses Lamm (Hebräer 9:14, 1 Petrus 1:19). Er beging keine Sünde, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden. Als er beleidigt wurde, erwiderte er nicht mit Beleidigungen; als er litt, drohte er nicht, sondern vertraute sich Gott an (1 Petrus 2:22-23).
Das makellose Blut Jesu bewirkt erstaunliche Dinge für uns:
Es gewährt uns die Vergebung der Sünden (Matthäus 26:28, Epheser 1:7).
Es gibt uns das wahre Leben (Johannes 6:53-56).
Es rechtfertigt uns vor Gott (Römer 5:9).
Es bringt uns Versöhnung mit Gott (Kolosser 1:20).
Es öffnet uns den Weg, in die Gegenwart Gottes einzutreten (Hebräer 10:19).
Es heiligt uns (Hebräer 13:12).
Es reinigt unser Gewissen, damit wir Gott dienen können (Hebräer 9:14).
Es erlöst uns von unseren Sünden (1 Petrus 1:18-19).
Es reinigt uns von aller Sünde (1 Johannes 1:7).
Es befreit uns von der Sünde (Offenbarung 1:5).
Es macht uns zu Gottes Volk und bringt uns ihm dar (Offenbarung 5:9).
Es erneuert uns und kleidet uns in reine, weiße Gewänder (Offenbarung 7:14).
Es gibt uns den Sieg über Satan (Offenbarung 12:11).
Durch diese Wahrheiten erkennen wir die große und mächtige Kraft des Blutes Jesu.
Der Tod und die Auferstehung Jesu: Die Vollendung der Rechtfertigung
Der Tod und die Auferstehung Jesu Christi stehen im Zentrum des christlichen Glaubens. Jesu Tod am Kreuz, bei dem er sein Blut vergoss, hat eine tiefe Bedeutung für uns. Die Bibel sagt:
„Er wurde um unserer Übertretungen willen dahingegeben“ (Römer 4,25)
Das bedeutet, dass Jesu Tod ein stellvertretendes Opfer für unsere Sünden war. Doch welche Bedeutung hat seine Auferstehung für uns?
„Und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt“ (Römer 4,25)
Dieser Vers zeigt uns, dass die Rechtfertigung (Justification) direkt mit der Auferstehung Jesu verbunden ist. Daher kann die Rechtfertigungslehre nicht vollständig erklärt werden, wenn man sich nur auf die Theologie des Kreuzes konzentriert; sie muss auch die Theologie der Auferstehung umfassen.
Da die Rechtfertigung jedoch oft nur im Zusammenhang mit der Kreuzestheologie betrachtet wurde, entstand Raum für religiösen Pluralismus und postmoderne Theologie innerhalb der Kirche. Doch der Tod und die Auferstehung Jesu sind ein untrennbares Ereignis und bilden den Kern des vollständigen Evangeliums.
„Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden.“ (1. Korinther 15,17, Schlachter 2000)
Dieser Vers bedeutet, dass unser Glaube an den Sühnetod Jesu am Kreuz für unsere Sünden vergeblich wäre, wenn Er nicht auferstanden wäre, und wir in unseren Sünden bleiben würden. Denn obwohl Jesus Sein Sühneblut durch den Tod am Kreuz vergossen hat, gäbe es ohne die Auferstehung keinen Hohepriester, der dieses Blut für jeden Menschen sprengen könnte, und daher blieben unsere Sünden bestehen.
Wer hat die Autorität, das Blut zu sprengen? Gott hat diese Autorität dem Hohepriester gegeben. Und Gott hat diese hohepriesterliche Autorität dem auferstandenen Jesus in Bezug auf unsere Sünden verliehen (Hebräer 2,17-3,1; 4,14-15; 5,6-10, Schlachter 2000). Dies ist das zentrale Thema des Hebräerbriefs.
Welchen Glauben müssen wir also festhalten? Es ist der Glaube an Jesus Christus, der Sein Blut am Kreuz für unsere Sünden vergoss, für unsere Rechtfertigung auferstanden ist und als Hohepriester im himmlischen Heiligtum dient (Hebräer 4,14-16; 9,24, Schlachter 2000).
Die Besprengung mit dem Blut ist kein sichtbares Ritual, sondern eine geistliche Realität
Um vor Gott gerechtfertigt zu werden, ist es absolut notwendig, an der Besprengung mit dem Blut teilzunehmen. Doch anders als im Alten Testament, wo Opfer sichtbar und greifbar waren, ist die Besprengung heute eine geistliche Realität, an der man ausschließlich durch Glauben teilhaben kann.
Der Hebräerbrief bezeugt:
„Durch den Glauben hielt er die Passah und das Blutvergießen, auf daß der Verderber ihrer Erstgeburt sie nicht antaste.“ (Hebräer 11,28; Lutherbibel 1912)
Dieser Vers bezieht sich auf das Passah-Ereignis in 2. Mose und interpretiert die Besprengung des Türpfostens mit Blut als eine glaubensgetragene Handlung. Er zeigt uns, dass wir auch heute durch geistliche Anbetung im Glauben an diesem rettenden Werk Gottes teilhaben.
- Die Annäherung an den Hohenpriester im himmlischen Heiligtum
Im Neuen Bund nähern sich die Gläubigen nicht mehr einem irdischen Tempel, sondern dem himmlischen Heiligtum, wo unser Hoherpriester Jesus Christus thront.
Der Apostel Paulus schreibt:
„Und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm gesetzt in das himmlische Wesen in Christo Jesu.“ (Epheser 2,6; Lutherbibel 1912)
Im Glauben dürfen wir uns Christus, unserem auferstandenen Hohenpriester, nahen und bekennen:
„Ich bin ein Sünder, des Fluches würdig. Aber durch dein kostbares Blut, erbarme dich meiner!“
Dieses Bekenntnis ist nicht bloß ein Lippenbekenntnis, sondern ein Bußgebet, in dem wir um Sühnung durch Christi Blut flehen – ein geistlicher Akt der Teilhabe an der Besprengung.
- Wo besprengt Jesus sein Blut?
Der Hebräerbrief erklärt uns, dass Jesus sein Blut auf unsere Herzen besprengt:
„Lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt an unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser.“ (Hebräer 10,22; Lutherbibel 1912)
Theologisch gesehen bedeutet dies, dass das Blut Christi das innere moralische Bewusstsein des Gläubigen reinigt. Aber warum das Herz?
Jeremia 17,1 gibt uns die Antwort:
„Die Sünde Judas ist geschrieben mit einem eisernen Griffel und mit einem diamantenen Griffel; sie ist eingegraben in die Tafel ihres Herzens und an die Hörner ihrer Altäre.“ (Jeremia 17,1; Lutherbibel 1912)
Die Sünde ist nicht nur ein äußeres Verhalten, sondern eine tief verwurzelte innere Verderbnis, eingraviert auf die Tafel des Herzens. Deshalb ist die Besprengung mit Christi Blut Gottes verordnetes Mittel, die Quelle der Unreinheit – das Herz – zu reinigen.
- Das Passah und die typologische Besprengung im Alten Testament
Mose 12,7 beschreibt die Vorschrift für das Passahlamm:
„Und sie sollen von dem Blut nehmen und beide Pfosten und die Oberschwelle an den Häusern damit bestreichen, darin sie es essen.“ (2. Mose 12,7; Lutherbibel 1912)
Diese sichtbare Handlung war, wie Hebräer 11,28 zeigt, eine typologische Vorschattung auf die geistliche Realität, die in Christus erfüllt wurde. Die äußere Besprengung mit Blut im Alten Testament war ein Typus (eine prophetische Vorabbildung) für das ewige Erlösungswerk Jesu Christi. Heute wiederholen wir diesen äußeren Ritus nicht, sondern nehmen im Glauben an seiner geistlichen Wirklichkeit teil – durch das Blut des Lammes Gottes.
Weißt du, dass du von Gott erwählt wurdest, um mit dem Blut Jesu Christi besprengt zu werden?
Wie es in 1. Petrus 1,2 heißt: „Auserwählt […] zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi“.
Was tut Jesus mit denen, die mit seinem Blut besprengt wurden?
Offenbarung 5,9 sagt: „Denn du bist geschlachtet worden und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen“.
Apostelgeschichte 20,28 spricht von „der Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat“.
Korinther 6,19-20 erinnert uns: „Ihr gehört nicht euch selbst […] denn ihr seid teuer erkauft“.
Wem gehören also diejenigen, die die Gnade der Rechtfertigung empfangen haben?
Sie gehören Jesus Christus (Römer 1,5-6; 1. Petrus 2,9).
Und wie steht es mit dem Gewissen eines Menschen, der etwas benutzt, das ihm nicht gehört?
Ein solches Gewissen ist schlecht und verdorben.
Aber wer mit dem Blut Christi besprengt wurde, sollte ein gutes Gewissen haben
(Hebräer 10,22; 9,14).
Was ist ein gutes Gewissen?
Es bedeutet, aufrichtig zu bekennen: „Ich gehöre nicht mir selbst, sondern dem Herrn“.
Diese Bekenntnis führt zu der Gewissheit, dass man nicht mehr nach eigenem Willen lebt, sondern allein, um den Willen Gottes zu erfüllen.
Möchtest du die Gnade des Blutes Christi empfangen, obwohl das bedeutet, dass du nicht mehr nach deinem eigenen Willen leben kannst?
Dann hast du einen klaren Beweis, dass du mit dem Blut Jesu besprengt worden bist?
Wenn du diesen Beweis nicht hast, kannst du dem Gericht Gottes – der Hölle – nicht entkommen.
Auch wenn du betest, fastest, die Bibel studierst, Almosen gibst, Gemeinschaft mit den Heiligen pflegst,
das Böse meidest, ein reines Gewissen anstrebst, den guten Kampf kämpfst,
an die Bibel als Gottes Wort glaubst, getauft bist,
und sogar ein Amt in der Kirche hast oder Geistlicher bist –
ohne die Gnade des Blutes Christi bist du nur ein Beinahe-Christ (Almost Christian).
Nur wer den Beweis dieses Blutes hat, ist ein wahrer Christ (Altogether Christian).
Was ist dieser Beweis?
Ein gutes Gewissen,
ein Leben, das bekennt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt und lebe nicht mehr nach meinem Willen.“
Der in dir wohnende Heilige Geist erinnert dich an das Wort,
und du gehorchst ihm.
Das ist Heiligung.
Wenn das „Ich“ nicht gekreuzigt ist, wenn du noch für dich selbst lebst,
dann wirst du dem Wort Gottes nicht gehorchen, wenn es deinem Willen widerspricht – du wirst streiten.
Die Schrift sagt: „Richte deinen Bruder nicht“,
aber solange dein Ich lebt, wirst du ihn verurteilen.
Du wirst in Sünde fallen.
Warum? Weil die Rechtfertigung uns aus der Macht der Sünde befreit.
Ohne die Gnade der Rechtfertigung bleibst du ein Sklave der Sünde
und wirst dem folgen, was die Sünde befiehlt.
Heiligung ist kein Werk des menschlichen Willens, sondern ein Geschenk Gottes, das auf die Rechtfertigung folgt.
Deshalb bekennt Paulus:
„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1. Korinther 15,10).
Im Alten Testament symbolisierten die vier Hörner des Altars sowohl Gottes Gericht als auch Seine Barmherzigkeit.
Ein Sünder bekannte seine Schuld, brachte Blut dar und hielt sich an den Hörnern fest, um Gnade zu erbitten.
Die auf den Hörnern aufgezeichneten Sünden stellten eine Schuld dar, die auf Versöhnung wartete — nur ein Schattenbild.
Diese Schatten erfüllte sich im Kreuz Jesu Christi.
Das Kreuz ist der wahre Altar des Lammes Gottes.
Das Blut Christi wurde an die “vier Hörner” des Kreuzes gesprengt – für alle Menschen.
So wurden die Sünden, die an den Hörnern geschrieben standen – die Schuld Judas und aller in Christus – ausgelöscht.
Wer jedoch nicht im Glauben am auferstandenen Hohepriester Jesus Christus festhält,
fällt in den Irrtum des Universalismus: “Gott ist Liebe, Christus hat gelitten, also sind alle gerettet.”
Dies entstellt das Christentum zu einer ethisch-sozialen Religion,
die vergisst, dass Christi Blut auf jedes Herz gesprengt werden muss.
Das Ergebnis: Ein gesetzliches Urteil über Sünder ohne das Evangelium – bis hin zur Verurteilung und Ausgrenzung.
Doch was sagt die Schrift?
„Darum bist du nicht zu entschuldigen, Mensch, der du richtest…“ (Römer 2,1–5)
„Nur einer ist Gesetzgeber und Richter… wer bist du, dass du deinen Nächsten richtest?“ (Jakobus 4,11–12)
Das Evangelium ist nicht nur eine Lehre. Das Evangelium ist eine Person – Jesus Christus.
Im Zentrum des Evangeliums steht diese Wahrheit:
Er ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben,
und zur Rechtfertigung auferstanden. (Römer 4,25)
Wer im Glauben seine Sünden bekennt und den Herrn anruft,
dem wird Jesu Blut auf das Herz gesprengt.
Er wird gerecht gesprochen
und Gott als sein Eigentum geweiht und geheiligt.
Das ist das Evangelium.
Und das ist nur möglich durch die Gnade der Blutbesprengung durch Christus.
Alle, die durch Jesu Blut erlöst wurden, bekennen gemeinsam:
„Ich kann nicht mehr nach meinem Willen leben, sondern nach dem Willen des Herrn.“
Dann nimmt der Heilige Geist Wohnung in ihnen,
und durch ihr Leben wird der Leib Christi sichtbar –
ein Volk, das als Salz und Licht der Welt lebt.
Durch eine solche Gemeinde wird das Evangelium des Lebens offenbar,
und der Welt wird das Heil angeboten.
In manchen evangelikalen Kreisen unserer Zeit ist die Gnade der Rechtfertigung zu einem Mittel für Gemeindewachstum und Popularität geworden.
Anstelle der kostbaren Gnade (wie Dietrich Bonhoeffer es beschrieb), wird heute oft eine billige Rechtfertigungslehre gepredigt.
Infolgedessen haben einige kirchliche Leiter zur Sicherung ihrer Macht und Privilegien begonnen, die Werte und Lebensstile der Welt unkritisch zu übernehmen.
Die Kirche wurde dadurch zunehmend säkularisiert, verlor ihre Funktion als Salz und Licht der Welt,
und wurde zum Ziel weltlicher Kritik und Spott.
Als Reaktion auf diese Verweltlichung entstand die postmoderne Theologie,
die häufig mit religiösem Pluralismus verbunden ist und darauf abzielt, traditionelle Lehren zu dekonstruieren.
Postmoderne Theologen behaupten, dass die Rechtfertigungslehre das Christentum verdorben habe,
da sie die menschliche Verantwortung und Ethik abschwäche.
Deshalb interpretieren sie die Bibel oft mythologisch oder literarisch-symbolisch,
und schlagen die Methode des „historischen Jesus“ vor.
Beispielsweise:
– Die Jungfrauengeburt Jesu sei kein historisches Ereignis, sondern ein mythischer Bericht,
der dazu diene, Jesus als größer als Kaiser Augustus darzustellen,
der in der damaligen Kultur als „Sohn Gottes“ und „Retter“ verehrt wurde.
– Auch die Auferstehung Jesu sei ursprünglich eine symbolische kollektive Hoffnung für Märtyrer,
die im Namen der göttlichen Gerechtigkeit starben,
und erst später habe die Kirche sie in ein individuelles historisches Ereignis Jesu umgewandelt.
Demnach sei die Auferstehung kein historischer Fakt, sondern ein Symbol für Gerechtigkeit und Liebe in der Glaubensgemeinschaft.
So wird das Evangelium einerseits verflacht und verbilligt, andererseits entgeschichtlich und symbolisiert,
wodurch die Kirche den Kern des Evangeliums verliert.
In der heutigen Theologie leugnen manche modernen Theologen nicht offen, dass Jesus der „Retter“ ist,
aber sie betonen stattdessen, dass das Leben nach dem Geist und den ethischen Prinzipien Jesu selbst Erlösung bedeutet.
Dies reduziert letztlich das stellvertretende Erlösungswerk Jesu Christi auf eine symbolische Bedeutung.
In diesem Kontext erscheint die biblische Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben als veraltet oder als ein theologisches Relikt, das für den modernen Menschen keine Relevanz mehr hat.
Solche Theologen stellen sich oft als moralisch vorbildlicher dar als evangelikale Christen,
und gewinnen gesellschaftliche Zustimmung durch Themen wie soziale Gerechtigkeit oder ökologische Theologie.
Besorgniserregend ist, dass manche unter ihnen Homosexualität befürworten,
und sogar behaupten, Jesus selbst sei homosexuell gewesen, um ihre Position zu stützen.
Angesichts dieser anthropozentrischen Strömung,
die sich weltweit offen in der akademischen Theologie verbreitet,
ist die Wiederherstellung und Neubestimmung der biblischen Rechtfertigungslehre dringend notwendig.
Wenn das Herzstück des Evangeliums – die Rechtfertigung durch das Kreuz – klar und treu verkündigt wird,
wird Jesus Christus, der am Kreuz bereits Satan besiegt hat,
alle Versuche, das Evangelium zu verfälschen, zunichtemachen – wo immer sie auftauchen.
Nach der Schrift wird alles, was den geheiligten Altar berührt, heilig und soll Gott geweiht werden (vgl. 2. Mose 29,37; Matthäus 23,19).
Daher gilt: Da das Kreuz Jesu Christi durch sein Blut geheiligt wurde, wird auch alles geheiligt, was dieses Kreuz berührt.
„Berühren“ bedeutet hier nicht ein bloßes religiöses Gefühl,
sondern eine wirkliche geistliche Teilnahme und Vereinigung mit Christus im Glauben.
Der Apostel Paulus drückte dies so aus: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nun lebe ich; doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,20).
Ein solches Bekenntnis ist der Beweis, dass man am Kreuz Christi teilhat,
und dass das ganze Wesen durch diese Gemeinschaft geheiligt wurde.
Diese Heiligkeit ist nicht nur ein moralischer Zustand,
sondern bedeutet theologisch: Gott geweiht und Ihm gehörend.
Zugleich ist es ein Bekenntnis, dass man die Gnade der Rechtfertigung empfangen hat.
Wer am Kreuz Christi teilhat, ist ein Gott hingegebener Mensch – ein Geheiligter.
Wie sollen wir also leben, wir, die wir geheiligt worden sind?
Der Apostel Paulus spricht eindeutig:
„Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!“ (Römer 6,15)
Wer durch die Gnade Christi geheiligt wurde, steht nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde.
Denn es steht geschrieben:
„Die Sünde wird nicht über euch herrschen; denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.“ (Römer 6,14)
Selbst wenn man dafür viel Geld bekommen würde –
ein Heiliger kann keine Sünde tun, die seinem Nächsten schadet oder falsches Zeugnis ablegt,
denn in seinem Herzen wohnen Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit.
Johannes 3,6–9 sagt:
„Wer in ihm bleibt, sündigt nicht; wer sündigt, hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt… Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist. Wer Sünde tut, ist vom Teufel… Jeder, der aus Gott geboren ist, tut keine Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.“
Christus ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören.
Und wer aus Gott geboren ist, kann nicht in der Sünde leben, denn sein Wesen wurde verwandelt.
Warum konnte ich unter dem Gesetz die Sünde nicht überwinden?
Der Apostel Paulus bekennt in Römer 7,21–25:
„So finde ich nun das Gesetz: Wenn ich das Gute tun will, liegt mir das Böse nahe.
Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inneren Menschen,
aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das gegen das Gesetz meines Geistes streitet
und mich gefangen nimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.“
Warum sagt er das?
Bevor ich die Gebote des Gesetzes kannte – zum Beispiel „Du sollst nicht begehren“ oder „Du sollst nicht richten“ –,
hielt ich solches Verhalten nicht für Sünde (Röm 7,9).
Ich lebte so, als hätte ich recht – und richtete andere.
Das war die Zeit, in der ich „lebte“ – in Wahrheit aber unwissend war und in der Sünde gebunden.
Durch das Gesetz erkannte ich dann, dass solches Verhalten Sünde war.
Ich versuchte, es nicht zu tun, doch die Macht der Sünde in mir war immer noch wirksam.
Ich richtete andere – und fiel so wieder in Sünde zurück.
So kam ich zu der Erkenntnis:
„Der Lohn der Sünde ist der Tod; ich bin ein Knecht der Sünde,
und das Gesetz hat mich nicht zum Leben, sondern zum Tod geführt.“ (vgl. Röm 7,11)
Am Ende bekennt Paulus:
„Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.“ (Röm 7,14)
Kurz gesagt:
Das Gesetz konnte mich nicht retten – es zeigte mir vielmehr, dass ich ein Knecht der Sünde bin, der dem Tod entgegengeht.
Wer durch das Blut Jesu Christi erlöst ist, wird aus der Knechtschaft der Sünde befreit und lebt im Heiligen Geist.
Jesus Christus hat mich – der unter die Sünde verkauft war – mit seinem eigenen Blut erkauft und Gott dargebracht.
Durch diese Erlösung bin ich kein Sklave der Sünde mehr, sondern ein Eigentum Gottes.
Von diesem Moment an wohnt der Heilige Geist in mir, und mein Leben wurde verändert: ich lebe nicht mehr nach dem Fleisch, sondern im Geist.
Bevor der Heilige Geist in mir wohnte, lebte ich nach dem Fleisch und diente dem Gesetz der Sünde.
Doch nun lebe ich im Geist und handle nach dem Geist.
Darum bekenne ich: „Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!“ (Römer 6,15)
Die neue Natur, die mir durch den Geist gegeben wurde, kann nicht mehr in der Sünde verharren.
Zusammengefasst zeigt Römer 7 den inneren Kampf des Gläubigen, der noch im Fleisch lebt,
während Römer 8 den Sieg desjenigen verkündet, der durch Christus gerechtfertigt wurde und nun im Geist lebt.
Schlussfolgerung: Wir sollen im Glauben sprechen und im Gehorsam gegenüber der Führung des Heiligen Geistes leben.
Die Bibel sagt:
„Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen“ (2. Korinther 5,7).
Jesus sagte auch:
„Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die, die nicht sehen, sehen können, und die, die sehen, blind werden… Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr: ‚Wir sehen‘; darum bleibt eure Sünde“ (Johannes 9,39–41).
Und: „Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben“ (Hebräer 10,38).
Deshalb urteilen wir nicht nach dem, was wir sehen, sondern sprechen im Glauben und leben in Gehorsam gegenüber dem, was der Heilige Geist uns ins Herz ruft.
Mit anderen Worten: Wir sind der Leib Christi, berufen, Leben und Heil zu bringen.
Wenn Christen auf der biblischen Lehre der Rechtfertigung gegründet sind, wird die Kirche als Salz und Licht in der Welt vertrauenswürdig und glaubwürdig sein.